Zähne können trotz ihrer außergewöhnlichen Stabilität brechen. Wie Sie in dieser Situation richtig handeln und den Zahn konservieren, zeigen wir hier.
Wurzelbehandlung – Behandlung, Chancen & Risiken
Eine Wurzelbehandlung stellt oftmals die letzte Rettung für Zähne dar, die aufgrund von eindringenden Bakterien entzündet sind. Sie dient dazu, die Entzündung zu behandeln und den erkrankten Zahn zu behalten. Wie die Wurzelbehandlung abläuft und wann sie überhaupt notwendig wird, klären wir hier.

1. Was ist eine Wurzelbehandlung?
Bei der Wurzelbehandlung handelt es sich um eine Behandlungsform, die dazu dient, innere Entzündungen eines Zahns zu therapieren. Sie ist dann erfolgreich, wenn es mit ihrer Hilfe gelingt, den Zahn noch länger zu erhalten. Im Mittelpunkt steht die Zahnwurzel, die den Zahn im Kieferknochen verankert. Frontzähne haben nur eine Zahnwurzel, während bei den Backenzähnen zwei bis drei Wurzeln vorliegen. Im Inneren einer Zahnwurzel befindet sich ein Hohlraum, durch den der Zahnnerv und Blutgefäße verlaufen. Sie bilden das sogenannte Zahnmark und sind wichtig, um den Zahn mit Nährstoffen zu versorgen.
Bei einer Wurzelbehandlung wird verletztes, bereits abgestorbenes oder entzündetes Zahnmark entfernt. Dadurch entsteht ein Hohlraum, der nach einer gründlichen Reinigung gefüllt wird. Da sich die Therapie stark auf den Wurzelkanal konzentriert, muss medizinisch korrekt eigentlich von einer Wurzelkanalbehandlung die Rede sein.
2. So entsteht eine Entzündung des Zahnmarks
Eine Wurzelbehandlung ist nur dann erforderlich, wenn der Zahnnerv erkrankt und sich entzündet. Die Hauptursache für diese Entzündung ist fortgeschrittene Karies. Das sorgt für eine Irritation des Zahnnervs, die wiederum bis zur Entzündung (Pulpitis) führen kann. Im schlimmsten Fall kommt es dadurch zum Absterben des Zahnnervs.
Karies stellt zwar die Hauptursache dar, die eine Wurzelbehandlung erforderlich macht, ist jedoch keineswegs der einzige Einflussfaktor. Weitere Ursachen sind:
- Zahnschäden durch Unfälle
- Abnutzung (Zähneknirschen)
- Undichte Füllungen
- Entzündliche Erkrankungen (Gingivitis/Parodontitis)
3. Symptome – daran erkennen Sie entzündete Zahnwurzeln
Eine Entzündung des Zahnnervs verursacht in der Regel starke Schmerzen, die als wesentliche Symptome dienen. So dehnen sich zum Beispiel die Gefäße des Zahnmarks aus und drücken auf den Nerv. Dadurch entsteht ein anhaltender Zahnschmerz, der auch auf umliegende Gesichtspartien ausstrahlen kann. Typisch ist, dass die Schmerzen auch beim Verzehr von süßen, kalten oder heißen Speisen auftreten.
Schreitet die Entzündung weiter fort, so entwickelt der Zahn eine stärkere Empfindlichkeit gegenüber Druck und Klopfen. In dieser Phase werden die Schmerzen meist als pochend beschrieben. Ist die Erkrankung noch weiter vorangeschritten und das Zahnmark inzwischen abgestorben, so treten starke Schmerzen beim Aufbeißen auf und es können Schwellungen entstehen. Bisweilen verfärbt sich der Zahn sichtbar dunkel oder er beginnt sich bereits zu lockern. In diesen Fällen muss ein Röntgenbild angefertigt werden, um mögliche Schäden am Kieferknochen erkennen zu können.
Wird die Erkrankung rechtzeitig erkannt und soll der Zahn noch gerettet werden, so muss nun die Wurzelbehandlung folgen.
4. Der Ablauf der Therapie
Was passiert eigentlich während der Wurzelbehandlung? Die Therapie gilt vielen nach wie vor als Schreckgespenst. Das hängt meist mit Unklarheiten bezüglich des Ablaufs zusammen. Welchen Schritten die Behandlung folgt, sehen wir uns im Folgenden an.
1. Beseitigung der Karies
Noch bevor die eigentliche Wurzelkanalbehandlung beginnen kann, müssen die kariösen Bereiche des Zahns versorgt werden. Dazu betäubt der Zahnarzt zunächst den betroffenen Zahn und das umliegende Zahnfleisch. Anschließend werden die betroffenen Stellen mit dem Bohrer entfernt. Hier ist eine gründliche Entfernung wichtig, da die Erkrankung andernfalls weiter fortschreiten könnte.
Der zu behandelnde Zahn wird anschließend vom übrigen Mundraum getrennt. Dafür kommt der sogenannte Kofferdam zum Einsatz, eine Art Spanngummi. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass sich die schädlichen Bakterien auf die umliegenden Bereiche ausbreiten. Um nun an das erkrankte Zahnmark zu gelangen, öffnet der Zahnarzt die Zahnkrone vorsichtig mit einem Bohrer.
2. Entfernung des Gewebes
Mithilfe von Röntgenaufnahmen bestimmt der Zahnarzt das Ausmaß der Infektionen. Nun muss das Gewebe im Inneren der Wurzelkanäle entfernt werden, wofür feine Feilen zum Einsatz kommen. Die entzündeten Strukturen beseitigt der Zahnarzt auf diese Weise. Da hier besonders gründlich gearbeitet werden muss, ist es möglich, diesen Arbeitsschritt auf mehrere Sitzungen aufzuteilen. Falls dem so ist, verschließt der Zahnarzt den Zugang zu den Wurzelkanälen provisorisch.
3. Säuberung und Desinfizierung
Ein wesentlicher Fokus der Behandlung ist die regelmäßige Säuberung des Wurzelkanalsystems. Dazu kommt in regelmäßigen Abständen eine desinfizierende Lösung zum Einsatz. Auch nachdem die Entfernung des Gewebes schließlich abgeschlossen ist, werden die leeren Kanäle noch einmal sorgsam gereinigt und desinfiziert.
4. Verschließen des Wurzelkanals
Nachdem diese Arbeiten abgeschlossen sind, verschließt der Zahnarzt die Wurzelkanäle mit einer Füllung. Die Füllung dient dazu, ein neuerliches Eindringen von Bakterien zu verhindern. In den meisten Fällen wird der erkrankte Zahn nun mit einer Zahnkrone versorgt. Da die Substanz durch die Erkrankung meist erheblich geschwächt ist, stellt dies die einzige Möglichkeit dar, um den Zahn auf Dauer zu erhalten.
5. Wurzelbehandlung Dauer – wie viel Zeit muss ich einplanen?
Wie lange die Wurzelbehandlung dauert, ist von mehreren Faktoren abhängig. Einerseits stellt sich die Frage, ob es sich um einen Ersttermin oder eine Revisionsbehandlung handelt. Der Grad der Entzündung bzw. Zerstörung hat ebenfalls einen erheblichen Einfluss auf die Behandlungszeit.
Zumeist ist die Behandlung innerhalb von 60 bis 90 Minuten abgeschlossen. Um die Situation zu entlasten, entscheiden sich jedoch viele Zahnärzte dazu, die Therapie auf zwei Sitzungen oder gar drei Sitzungen á 30 Minuten aufzuteilen. Patienten können ihren Alltag im Anschluss wie gewohnt fortsetzen. Von starker körperlicher Anstrengung wird in der Folge jedoch abgeraten. Auch mit dem Verzehr von Nahrung empfiehlt es sich noch zu warten.
6. Behandlung der Wurzel oder Extraktion?
Aus Sorge vor möglichen Schmerzen suchen einige Patienten nach einer Wurzelbehandlung Alternative. Tatsächlich bleibt oft nur die Zahnextraktion als Ausweg bestehen. Doch diese könnte häufig durch die fachgerechte Therapie der Wurzel noch hinausgezögert oder gänzlich vermieden werden. Den Vorschlag zur Zahnextraktion macht der Zahnmediziner meist erst dann, wenn keine andere Möglichkeit der Therapie mehr besteht. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn das umliegende Gewebe zu schwach ist, um den Zahn zu stützen. Der Umstand, dass für die Wurzelkanalbehandlung mehr Termine notwendig sind als für die Zahnextraktion, sollte dabei keine Rolle spielen.
Weiterhin ist zu bedenken, dass die Zahnextraktion für zukünftige Probleme sorgen kann. So besteht beispielsweise die Gefahr des Knochenabbaus, da dieser im Bereich der Zahnlücke nicht mehr belastet wird. Zudem wandern in der Regel die umliegenden Zähne in den frei gewordenen Bereich, was häufig zu Zahnfehlstellungen führt. Diese Risiken bestehen nicht, solange der natürliche Zahn nach einer Wurzelbehandlung noch in Position ist.
Wichtig: Eine Garantie dafür, dass die Wurzelbehandlung erfolgreich ist und der Zahn erhalten werden kann, gibt es nicht.
7. Wann muss die Wurzelbehandlung wiederholt werden?
Selbst bei einer fachgerecht durchgeführten Wurzelbehandlung besteht das Risiko, dass die teils feinen Kanäle nicht vollständig erreicht wurden. Dadurch bleibt ein kleiner Entzündungsherd bestehen, der nach einiger Zeit wieder Beschwerden hervorrufen kann. Bisweilen treten diese erst mehrere Jahre nach der initialen Behandlung auf. Unter diesen Umständen ist eine Wiederholung der Therapie (Revision) möglich. Auch bei der Revision lautet das Ziel, Bakterien und andere Mikroorganismen aus dem Zahn zu entfernen. Der Aufwand ist jedoch größer, da zunächst die alte Füllung gründlich entfernt werden muss.
Eine Wiederholung kann auch dann vonnöten sein, wenn die Zahnhartsubstanz nach einiger Zeit abnimmt und der Zahn dadurch instabiler wird. Dabei kann es leichter zu Rissen oder gar einer Zahnfraktur kommen.
Übrigens: Reicht die Revisionsbehandlung nicht aus, kann eine Wurzelspitzenresektion vorgenommen werden. Dabei kappt der Zahnarzt die Wurzelspitze während eines kleinen Eingriffs. So kann der Zahn länger erhalten bleiben.
8. Entstehen bei einer Wurzelbehandlung Schmerzen?
Nach wie vor hält sich die Einschätzung, die Wurzelbehandlung würde erhebliche Schmerzen verursachen. Tatsächlich wäre die Wurzelbehandlung schmerzhaft, würde keine lokale Betäubung eingesetzt werden. Dank der Anästhesie sind der Zahn und das umliegende Gewebe jedoch taub. Nur ganz selten verhindert eine starke Entzündung die Wirkung der Betäubung. In dem Fall setzen viele Zahnärzte eine Vorbehandlung mit einem Antibiotikum ein, wodurch die Entzündung vorübergehend abklingt und die Betäubung ihre gewünschte Wirkung entfalten kann.
Im Nachgang der Behandlung hält sich die Sorge vor Schwellungen oder Schmerzen. Diese Komplikationen nach Wurzelbehandlung sind jedoch sehr selten. Ist mit dem geschädigten Gewebe der Infektionsherd entfernt, reduzieren sich die Schmerzen meist unmittelbar. Nur während der ersten Tage ist mit einer leichten Überempfindlichkeit des Zahns zu rechnen. In der Regel sind die Schmerzen nach der Behandlung deutlich geringer als im Vorfeld.
9. Die Vor- und Nachteile im Überblick
Die Vorteile einer Wurzelbehandlung liegen vor allem im Erhalt des natürlichen Zahns. Wer sich dafür entscheidet, vermeidet damit den weit größeren chirurgischen Eingriff der Extraktion. Auch die nachfolgenden Komplikationen, die durch die Zahnlücke entstehen könnten, werden vermieden. Dazu zählen vor allem der Abbau des Kieferknochens und das Abkippen der umliegenden Zähne in die Lücke. Weiterhin bedeutet der Erhalt des natürlichen Zahns, dass nicht die hohen Kosten für Zahnersatz in Kauf genommen werden müssen.
Nachteile treten vor allem dann auf, wenn die Wurzelkanalbehandlung langfristig nicht den ersehnten Erfolg bringt. In dem Fall kann sich der Zahn erneut infizieren und eine aufwändige Revision erforderlich machen. Insbesondere bei einer mangelhaften Mundhygiene besteht diese Gefahr der Reinfektion. So kann einige Zeit nach der Behandlung der Wurzel doch noch eine Extraktion erforderlich werden.
Vorteile der Wurzelbehandlung: | Nachteile der Wurzelbehandlung: |
---|---|
Natürlicher Zahn kann erhalten werden | Keine Erfolgsgarantie (ggf. Revisionsbehandlung) |
Keine Extraktion oder teurer Zahnersatz notwendig | Gefahr der Reinfektion |
Keine Komplikationen durch mögliche Zahnlücke |
10. Diese Kosten fallen an
Entscheidend für die Wurzelbehandlung Kosten ist die Frage, ob der betroffene Zahn nach Ansicht der Krankenkasse erhaltenswürdig ist. Sofern dies zutrifft, werden die Gesamtkosten von der Kasse übernommen. Ist diese jedoch der Meinung, der Zahn sei nicht mehr erhaltenswürdig, doch die Behandlung wird trotzdem gewünscht, müssen die Kosten komplett privat bezahlt werden. Je nach Komplexität der Behandlung können dafür zwischen 200 und 1.000 Euro erforderlich sein. Es gibt vier wichtige Faktoren, die einen Einfluss auf die Kosten der Wurzelbehandlung haben:
- Position des Zahns: Ein Frontzahn ist leichter zu behandeln, da er nur einen Wurzelkanal besitzt. Bei Backenzähnen sind es bis zu vier, was den Aufwand und die Kosten erhöht.
- Grad der Entzündung: Je stärker die Entzündung ist, desto komplexer ist die notwendige Reinigung. Das wiederum erhöht den Preis der Behandlung.
- Behandlungsmaterial: Kommt zum Beispiel ein OP-Mikroskop zum Einsatz, ermöglicht dies eine gründlichere Behandlung, darf jedoch separat in Rechnung gestellt werden.
- Eingesetztes Material: Auf speziellen Wunsch hin können besondere Füllungen, wie zum Beispiel aus biokomatiblen Materialien oder aus Guttapercha, einem kautschukartigen Material, zum Einsatz kommen.
Ebenfalls privat zu zahlen sind Spezialleistungen, die im Rahmen der Therapie gewünscht sein können. Dies betrifft zum Beispiel die maschinelle Wurzelkanalbehandlung, bei der Ultraschall eingesetzt wird, um eine gründlichere Reinigung des Zahns zu erreichen.
Behandlungsform | Kosten und Übernahme durch die Krankenkasse |
---|---|
Wurzelbehandlung eines Frontzahns | 200 bis 500 Euro, bezahlt bei erhaltenswürdigen Zähnen |
Wurzelbehandlung eines Backenzahns | 400 bis 1.000 Euro, bezahlt unter bestimmten Umständen |
Maschinelle Aufbereitung eines Wurzelkanals | 50 bis 150 Euro, nicht von der Kasse bezahlt |
Mikroskopische Wurzelkanalbehandlung | 300 bis 500 Euro, nicht von der Kasse bezahlt |
11. Was kann ich tun, wenn die Krankenkasse nicht zahlt?
Sollte sich die Krankenkasse weigern, die Kostenübernahme zu akzeptieren, gibt es weitere Optionen. Falls noch nicht geschehen, kann ein detaillierter Kostenplan vom Zahnarzt angefordert werden. Darin sind die geplanten Maßnahmen und die dadurch verursachten Kosten genau aufgelistet.
Falls die Behandlung privat gezahlt werden muss, dies aber auf Anhieb nicht möglich ist, bieten sich Finanzierungsmodelle an. Inzwischen gibt es viele Praxen, die eine Ratenzahlung oder andere Finanzierungsmöglichkeiten anbieten. Das bietet die Möglichkeit, eine besonders hohe Einmalzahlung zu umgehen und stattdessen eine andere Lösung zu finden. Zudem ist es möglich, die Kosten über eine Zahnzusatzversicherung abzufedern.
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