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Rauchen und Mundgesundheit: Risiken, Folgen und Wege zum Rauchstopp

Tabak, E-Zigaretten und Co. stellen nicht nur für die Lunge eine Gefahr dar – auch die Mundgesundheit leidet erheblich. Mit jedem Zug einer Zigarette gelangen über 4.800 chemische Verbindungen in den Mundraum, von denen viele als krebserregend eingestuft sind. Die Folgen reichen von hartnäckigen Zahnverfärbungen über ein sechsfach erhöhtes Risiko für Parodontitis bis hin zu einem dramatisch gesteigerten Mundkrebsrisiko.

Rauchen schadet der Mundgesundheit

Die Auswirkungen des Rauchens auf die allgemeine Gesundheit sind weitreichend bekannt - von Lungenerkrankungen bis hin zu kardiovaskulären Problemen. Weniger Beachtung findet jedoch häufig der Einfluss von Tabakkonsum auf die Mundgesundheit. Dabei stellt der Mundraum die erste Kontaktstelle für den Tabakrauch dar und ist somit besonders stark von den schädlichen Inhaltsstoffen betroffen. Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) haben dieses wichtige Thema aufgegriffen und einen neuen Infoflyer entwickelt, der umfassend über die Risiken des Rauchens für die Mundgesundheit informiert und hilfreiche Hinweise für einen erfolgreichen Rauchstopp bietet.

Die Mundgesundheit: Ein Tor zur Gesamtgesundheit

Der Mundraum bildet ein Tor zum Körper. Mit jedem Zug an einer Zigarette gelangen nicht nur die sichtbaren Rauchpartikel, sondern auch über 4.800 chemische Verbindungen in den Mund, von denen mindestens 250 als gesundheitsschädlich und mehr als 90 als krebserregend eingestuft sind. Diese toxischen Substanzen passieren zunächst die empfindlichen Strukturen des Mundraums, bevor sie in die Lunge und den restlichen Körper gelangen.

Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer, betont: "Rauchen ist ein Tor zum Körper. Der Rauch jeder einzelnen Zigarette schädigt auch die gesundheitsrelevanten Strukturen im Mund." Das unmittelbare Zusammentreffen von schädlichen Inhaltsstoffen mit der Mundschleimhaut und den Zähnen führt zu zahlreichen negativen Folgen für die orale Gesundheit. (BZÄK)

Negativer Einfluss auf die orale Gesundheit

Direkte Auswirkungen auf die Zahnstruktur

Zunächst sind die kosmetischen Auswirkungen des Rauchens auf die Zähne offensichtlich. Nikotin und Teer führen zu hartnäckigen Verfärbungen der Zahnoberfläche, die sich durch normale Mundhygienemaßnahmen kaum entfernen lassen. Doch die Probleme gehen weit über ästhetische Beeinträchtigungen hinaus.

Die im Tabakrauch enthaltenen Substanzen begĂĽnstigen die Bildung von Zahnbelag (Plaque) und beschleunigen dessen Umwandlung in harten Zahnstein. Dieser wiederum bietet einen idealen Nährboden fĂĽr schädliche Bakterien, die Zahnfleischerkrankungen und Karies verursachen können. Der erhöhte Säuregehalt im Mundraum durch das Rauchen greift zudem den Zahnschmelz an und macht die Zähne anfälliger fĂĽr Karies. 

Parodontitis und Zahnverlust

Besonders gravierend ist der Zusammenhang zwischen Rauchen und Parodontitis (Zahnbetterkrankung). Verschiedene Studien belegen, dass rauchende Personen ein bis zu sechsfach erhöhtes Risiko haben, an Parodontitis zu erkranken. 

Bei dieser chronischen Entzündung werden das Zahnfleisch und der Kieferknochen, die die Zähne stützen, angegriffen und abgebaut. Im fortgeschrittenen Stadium führt dies unweigerlich zu Zahnlockerungen und schließlich zum Zahnverlust.

"Wer mit dem Rauchen aufhört, senkt das Risiko, an Mundkrebs zu erkranken", erklärt Prof. Dr. Ute Mons, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum. "Noch fünf weitere Gründe haben wir im neuen Infoflyer 'Rauchstopp lohnt sich, egal wann' zusammengestellt."

Mundschleimhautveränderungen und Krebsrisiko

Die kontinuierliche Exposition gegenüber den krebserregenden Substanzen im Tabakrauch erhöht das Risiko für Veränderungen der Mundschleimhaut erheblich. Eine spezifische Vorform ist dabei die sogenannte leukoplakie, weiße, nicht abwischbare Flecken auf der Mundschleimhaut, die ein erhöhtes Risiko für eine maligne Entartung aufweisen.

Besonders alarmierend ist das stark erhöhte Risiko fĂĽr Mundkrebs bei rauchenden Personen. Laut aktuellen Daten haben Rauchende ein bis zu 20-fach höheres Risiko, an Krebs im Mund- und Rachenraum zu erkranken als Nichtrauchende. 

Beeinträchtigte Wundheilung und Therapieerfolg

Ein weiterer problematischer Aspekt des Rauchens ist die deutlich verschlechterte Wundheilung im Mundraum. Dies hat direkte Auswirkungen auf den Erfolg zahnärztlicher Behandlungen:

  • Nach Zahnextraktionen heilen die Wunden bei rauchenden Patienten langsamer und mit höherem Komplikationsrisiko.
  • Bei parodontalen Behandlungen ist der Therapieerfolg bei Rauchenden deutlich geringer.
  • Das Risiko fĂĽr Komplikationen und Misserfolge bei Implantatversorgungen ist bei rauchenden Patienten signifikant erhöht. 

Diese verschlechterte Heilungstendenz hängt mit der eingeschränkten Durchblutung und dem geschwächten Immunsystem bei rauchenden Personen zusammen. Die Blutgefäße verengen sich durch den Nikotineinfluss, wodurch weniger Sauerstoff und Nährstoffe zu den Geweben transportiert werden können, die für eine optimale Heilung notwendig sind.

E-Zigaretten und Tabakerhitzer: Ebenfalls problematisch

Entgegen der weit verbreiteten Annahme, dass elektronische Zigaretten und Tabakerhitzer eine harmlose Alternative zum klassischen Rauchen darstellen, weisen wissenschaftliche Untersuchungen darauf hin, dass auch diese Produkte nicht unbedenklich fĂĽr die Mundgesundheit sind.

E-Zigaretten, sogenannte Vapes, und Geräte, die Tabak erhitzen statt ihn zu verbrennen, werden häufig als weniger schädliche Alternative zum traditionellen Rauchen beworben. Im Gebrauch sind sie jedoch nicht unproblematisch. Mit jedem Zug an einer E-Zigarette inhaliert der Konsument eine Mixtur aus diversen Chemikalien und/oder Glycerin. Auch wenn moderne E-Zigaretten entscheidend weniger Schadstoffe enthalten als herkömmliche Zigaretten, ein negativer Einfluss auf Zähne und Zahnfleisch wurde nachgewiesen.

Aus diesen Gründen schließt sich die Bundeszahnärztekammer der kritischen Position der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie e. V. (DG PARO) an, die nach eingehender Verbandsberatung und entsprechenden Gesetzesänderungen zur Regulierung von E-Zigaretten rät.

Der Weg zum Rauchstopp

Der Verzicht auf das Rauchen verbessert nicht nur die Mundgesundheit erheblich, sondern senkt auch das Risiko für verschiedene Krebsarten, Herzkreislauferkrankungen und chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Ehemalige Rauchende fühlen sich körperlich insgesamt wohler und leistungsfähiger.

  • Die positiven Effekte eines Rauchstopps auf die Mundgesundheit setzen dabei bereits kurzfristig ein:
  • Bereits nach wenigen Tagen ohne Zigaretten verbessert sich der Geschmacks- und Geruchssinn, wodurch das Geschmackserlebnis beim Essen wieder intensiver wird.
  • Innerhalb der ersten Wochen nach dem Rauchstopp beginnt sich die Durchblutung des Zahnfleisches zu normalisieren, was zu einer verbesserten Geweberegeneration fĂĽhrt.
  • Auch die Wundheilung im Mundraum normalisiert sich zunehmend, wodurch zahnärztliche Behandlungen erfolgreicher verlaufen können.
  • Das Risiko fĂĽr Neuerkrankungen an Parodontitis und deren Fortschreiten verringert sich deutlich.

Der Weg zu einem rauchfreien Leben ist jedoch für viele nicht einfach. Häufig sind mehrere Anläufe notwendig, bis der Rauchstopp langfristig gelingt. Der gemeinsame Infoflyer von BZÄK und DKFZ bietet daher wertvolle Unterstützung für Rauchende, die den Ausstieg planen. Die wichtigste Botschaft dabei: Ein Rauchstopp lohnt sich immer, unabhängig vom Alter und der bisherigen Rauchintensität.

UnterstĂĽtzung durch das zahnmedizinische Fachpersonal

Zahnärztinnen und Zahnärzte nehmen eine Schlüsselrolle bei der Aufklärung über die Gefahren des Rauchens für die Mundgesundheit ein. Bei regelmäßigen Kontrollterminen können sie frühzeitig Veränderungen im Mundraum erkennen, die durch das Rauchen verursacht werden, und ihre Patientinnen und Patienten entsprechend beraten.
Das Bundesgesundheitsministerium und die Bundeszahnärztekammer empfehlen daher allen zahnmedizinischen Praxen, das Thema Rauchstopp aktiv anzusprechen und Unterstützung anzubieten. Dazu gehören:

  • Die Bereitstellung von Informationsmaterialien wie dem neuen Infoflyer von BZĂ„K und DKFZ
  • Beratungsgespräche ĂĽber die spezifischen Auswirkungen des Rauchens auf die individuelle Mundgesundheit
  • Die Vermittlung von weiterfĂĽhrenden Hilfsangeboten wie Raucherentwöhnungsprogrammen oder Selbsthilfegruppen

Präventionsansätze für die Gesellschaft

Neben der individuellen Beratung spielen auch gesellschaftliche Präventionsmaßnahmen eine wichtige Rolle. Die Aufklärung über die Gefahren des Rauchens sollte bereits früh ansetzen, um insbesondere junge Menschen vor dem Einstieg in den Tabakkonsum zu bewahren.

Die "Aktionsbündnis Nichtrauchen e. V." (ABNR) setzt sich daher nicht nur nach einem Verbandsberatung und entsprechenden Gesetzesänderungen zur Regulierung von E-Zigaretten ein, sondern auch für einen umfassenden Jugendschutz.

Fazit: Rauchfrei fĂĽr Ihre Mundgesundheit

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Rauchen und Mundgesundheit sind eindeutig: Der Tabakkonsum schädigt nicht nur die Lunge und andere Organe, sondern hat auch massive negative Auswirkungen auf Zähne, Zahnfleisch und die gesamte Mundschleimhaut. Die erhöhten Risiken für Parodontitis, Zahnverlust und Mundkrebs sollten für alle rauchenden Personen ein wichtiger Anlass sein, über einen Rauchstopp nachzudenken.

Der neue Infoflyer von BZÄK und DKFZ zeigt nicht nur die Risiken des Rauchens für die Mundgesundheit auf, sondern verdeutlicht auch die Vorteile des Nichtrauchens. Die Botschaft ist klar: Für die Gesundheit des Mundes und des gesamten Körpers lohnt sich der Rauchstopp – und zwar in jedem Alter und unabhängig von der bisherigen Rauchdauer.

Wer den Ausstieg aus der Tabakabhängigkeit plant, findet heute vielfältige Unterstützungsangebote. Neben der Beratung durch zahnmedizinisches und ärztliches Fachpersonal stehen auch spezialisierte Entwöhnungsprogramme, Selbsthilfegruppen und medikamentöse Therapien zur Verfügung. Der Weg zu einem rauchfreien Leben mag herausfordernd sein, die gesundheitlichen Vorteile – insbesondere für die Mundgesundheit – sind jedoch unbestreitbar.

Quellenangaben zum Artikel
  1. DZW Infoflyer URL öffnen (aufgerufen am 24.04.2025)
  2. BfR - E-Zigaretten - alles andere als harmlos URL öffnen (aufgerufen am 26.04.2025)
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