Langfristige Versorgung: Wie lange hÀlt ein Zahnimplantat?
Ein wichtiges Argument, das fĂŒr den Einsatz eines Implantats spricht, ist dessen lange Haltbarkeit. Viele Patienten treibt die Hoffnung an, sich nach der Versorgung nie wieder ĂŒber Zahnersatz Gedanken machen zu mĂŒssen. Die tatsĂ€chliche Haltbarkeit hĂ€ngt jedoch von vielen verschiedenen Faktoren ab. Und auch Patienten selbst haben die Möglichkeit, etwas fĂŒr die Haltbarkeit ihres Implantats zu tun.

So lange halten Zahnimplantate
Mit dem Aufschwung der Implantologie in den vergangenen Jahrzehnten wuchs auch das Interesse an der Haltbarkeit der Versorgung. Eine fundierte langfristige Studie zum Thema stammt von der Deutschen Gesellschaft fĂŒr Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde aus dem Jahr 2000. Sie untersuchte bei zufĂ€llig ausgewĂ€hlten Patienten in ganz Deutschland die Haltbarkeit ihrer Implantate.
Nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler sind auch zehn Jahre nach dem Einsetzen ca. 95% der Implantate komplett funktionstĂŒchtig. Nach insgesamt fĂŒnfzehn Jahren liegt dieser Wert noch immer bei stolzen 92 Prozent. GrundsĂ€tzlich ist die Haltbarkeit von Implantaten im Unterkiefer etwas höher als im Oberkiefer. Das hat damit zu tun, dass dort besonders gute Bedingungen fĂŒr feste Verankerung des Implantatkörpers im Knochen vorherrschen. Wird nur eine einzelne ZahnlĂŒcke mit einem Implantat versorgt, steht es statistisch gesehen am besten um die Haltbarkeit. Handelt es sich um einen teilbezahlten Kiefer, so ist die Versorgung zehn Jahre spĂ€ter zwischen 87,8 - 92,0 % erfolgreich. Noch weiter gehen die Werte bei einem komplett zahnlosen Kiefer auseinander. Hier liegt die Erfolgsrate acht Jahre spĂ€ter bei 71 bis 92 %.
Diese Daten, welche die Deutsche Gesellschaft fĂŒr Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde auf wissenschaftlicher Basis lieferte, sind inzwischen fast 25 Jahre alt. In diesem langen Zeitraum konnten weitere Verbesserungen an der implantologischen Behandlung und bei der QualitĂ€t des eingesetzten Materials beobachtet werden. In Ermangelung einer aktuellen Studie zum Thema lĂ€sst sich mutmaĂen, dass die Werte inzwischen noch deutlich besser ausfallen. Mit guter Pflege können Implantate auch nach drei Jahrzehnten voll funktionstĂŒchtig sein.
Diese Faktoren beeinflussen die Haltbarkeit
Wie lange Patienten letztlich mit ihrem Implantat leben können, hĂ€ngt von diversen Faktoren ab. Schon vor bzw. wĂ€hrend der Operation lassen sich diese Faktoren beobachten. Hier ist zum Beispiel die Erfahrung des Implantologen von erheblicher Bedeutung. AuĂerdem variiert je nach Ort des Zahnverlustes und dem individuellen Zustand im Mundraum die Schwierigkeit der Operation. WĂ€hrend manche Implantate ohne Schwierigkeiten ausreichend mit dem Kiefer verschraubt werden können, fĂ€llt dies an anderen Stellen schwer.
- KomplexitÀt des Eingriffs
- Erfahrung des Operateurs
- Knochenmenge und KnochenqualitÀt
Die optimale Knochenstruktur fĂŒr ein Implantat
Weiterhin entscheidet die vorhandene Knochenmenge ĂŒber die Haltbarkeit des Implantats. Fehlt es hier an Volumen und QualitĂ€t, sind die Voraussetzungen fĂŒr die Implantation nicht optimal. Rund um das Implantat mĂŒssen mindestens 1 bis 2 mm an Knochensubstanz vorhanden sein. Unterschreitet die Knochensubstanz diesen Wert, so steigt das Risiko eines frĂŒhzeitigen Verlusts deutlich an.
Ein erfahrener Operateur wird deshalb kein zu breites Implantat fĂŒr den Patienten auswĂ€hlen. Hat der Implantatkörper zum Beispiel einen Durchmesser von 4 mm, so muss die Knochenbreite bei mindestens 6 mm liegen. Bei zu wenig Knochensubstanz besteht das Risiko, dass der umliegende Knochen nicht mehr ausreichend vom Körper versorgt wird und sich abbaut. Deshalb muss der individuelle Zustand der Knochenstruktur genau in Augenschein genommen werden.
Reicht die vorhandene Knochensubstanz nicht aus, so wird sich der Operateur fĂŒr den kĂŒnstlichen Knochenaufbau aussprechen. Dieser ist mithilfe eines sogenannten Sinuslifts möglich. Dieser Eingriff hat die Verdickung eines zu dĂŒnnen Kieferhöhlenbodens zur Folge. HierfĂŒr hebt der Operateur den Boden der Nasen-Nebenhöhle leicht an. AnschlieĂend unterfĂŒttert er die Kieferhöhlenschleimhaut mit Ersatzmaterial. Die Implantate setzt der Zahnmediziner dann spĂ€ter auf den Sinuslift auf. Hier ist zu beachten, dass sich nicht nur die Behandlungsdauer erheblich verlĂ€ngert. Gleichzeitig steigen die Kosten des Implantats durch den zusĂ€tzlichen Behandlungsschritt um bis zu 1.000 Euro an.
Der allgemeine Gesundheitszustand
Viele medizinische Laien haben den Eindruck, das Implantat wĂŒrde im Gegensatz zum Stiftzahn so fest im Knochen sitzen, dass keine Gefahr eines Verlusts bestĂŒnde. Allerdings gibt es erhebliche EinflĂŒsse, zum Beispiel den allgemeinen Gesundheitszustand. Je gesĂŒnder Sie als ImplantattrĂ€ger sind, desto besser ist voraussichtlich die Haltbarkeit des Implantats. Das liegt daran, dass verschiedene Medikamente einen negativen Einfluss auf die Haltbarkeit haben.
Nicht nur Kortison wirkt sich schĂ€dlich auf die Haltbarkeit aus. Gleiches gilt fĂŒr Zystostatika, die hĂ€ufig im Rahmen einer Chemotherapie eingesetzt werden. Auch Antiepileptika, Antidepressiva oder blutverdĂŒnnende Medikamente stellen eine Gefahr fĂŒr den Knochenabbau und damit fĂŒr das Implantat dar. Das gilt vor allem dann, wenn sie ĂŒber einen lĂ€ngeren Zeitraum eingenommen werden mĂŒssen.
Bisphosphonate und Denosumab werden normalerweise als Mittel gegen Knochenabbau eingesetzt. Doch sieht der behandelnde Arzt eine Langzeit- oder Dauertherapie mit diesen Mitteln vor, können sie im Kiefer Osteoporose hervorrufen. Je stĂ€rker der Kieferknochen davon in Mitleidenschaft gezogen wird, desto stĂ€rker leidet die Haltbarkeit. ZahnĂ€rzte werden im Rahmen der Voruntersuchung auĂerdem nach Rheuma und Parodontitis fragen. Denn beide Erkrankungen stellen langfristig eine Gefahr fĂŒr das Zahnimplantat dar und zĂ€hlen deshalb zu den Risikofaktoren.
Rauchen stellt nicht nur ein enormes Risiko fĂŒr den allgemeinen Gesundheitszustand dar. Gleichzeitig kann sich der langjĂ€hrige Konsum von Nikotin negativ auf die Versorgung des Knochens mit NĂ€hrstoffen auswirken. Bei starken Rauchern besteht deshalb ein erhöhtes Risiko des Implantatverlusts.
Patienten können optimale Bedingungen schaffen
Wenn Sie möglichst viele Jahre mit dem neuen Zahnersatz durchs Leben gehen möchten, sind ein paar Punkte zu beachten. Denn auch Patienten haben nach der Operation einen groĂen Einfluss auf die Haltbarkeit. Wichtig sind vor allem:
- RegelmĂ€Ăiges und grĂŒndliches ZĂ€hneputzen
- Einsatz hochwertiger Produkte bei der Versorgung
- RegelmĂ€Ăige Nachsorge
Wie immer ist eine einwandfreie Mundhygiene die Basis fĂŒr eine lange Haltbarkeit des Implantats. Dazu zĂ€hlt das grĂŒndliche ZĂ€hneputzen mindestens zwei Mal am Tag. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei dem Implantat und seinen ZwischenrĂ€umen. Dort siedeln sich besonders gerne Bakterien an, was durch eine grĂŒndliche Pflege verhindert werden kann. InterdentalbĂŒrsten helfen dabei, noch gezielter in diese Bereiche vorzudringen und sie grĂŒndlich zu reinigen.
Der Vorteil von regelmĂ€Ăigen Besuchen in der Zahnarztpraxis liegt auf der Hand: Der Zahnmediziner kann schnell erkennen, ob VerĂ€nderungen am Implantat selbst oder an seiner StabilitĂ€t auftreten. So ist er dazu in der Lage, sofort GegenmaĂnahmen zu ergreifen und den Zahnersatz dadurch lĂ€nger zu erhalten. Deshalb ist es so zentral, nicht zu lange mit den Besuchen in der Praxis zu warten.
Zwar sind Implantate aus besonders robustem und nachhaltigem Material gefertigt. Doch im Alltag benötigen sie die gleiche Pflege wie unsere natĂŒrlichen ZĂ€hne. Neben der Reinigung der OberflĂ€chen ist es wichtig, auf ein gesundes Zahnfleisch Acht zu geben. Denn dieses ist die Grundlage fĂŒr einen ebenso gesunden Kieferknochen, der von nun an das Implantat trĂ€gt.
- DGZMK (Hrsg.): Lebenserwartung von Implantaten und Implantatlager URL öffnen (aufgerufen am 07.05.2024)
-
GOZ 9003
-
GOZ 9005
-
GOZ 9010
-
GOZ 9090
-
GOZ 9120