Warum haben Zähne Nummern? Das Zahnschema erklärt

Bei jeder Routineuntersuchung in der Zahnarztpraxis bekommen Patienten Zahlenfolgen zu hören, die zunächst etwas kryptisch wirken. Dass es sich dabei um Bezeichnungen für die einzelnen Zähne handelt, dürfte den meisten klar gewesen sein. Doch welche Zähne die Nummern tragen, lässt sich erst mit einem Blick auf das FDI-Zahnschema bestimmen. Damit Sie zum Beispiel bei der Analyse Ihres Heil- und Kostenplans den Durchblick behalten, informieren wir in diesem Artikel über die verschiedenen Bezeichnungen.

Die einzelnen Zähne sind genau durchnummeriert.

1. Was ist das FDI Zahnschema?

Der Begriff „Zahnschema“ bezeichnet zunächst ein System, das dazu dient, die einzelnen Zähne des menschlichen Gebisses ganz genau im Kiefer zu verorten. Weltweit gibt es fast 40 verschiedene Systeme, die dafür eine Lösung versprechen. Glücklicherweise reicht es aus, sich nur mit einem davon näher zu beschäftigen. Denn in Deutschland wird seit über 50 Jahren ausschließlich das sogenannte FDI-Zahnschema verwendet. Benannt ist es nach der Fédération Dentaire Internationale, welche die Gültigkeit des Systems anerkannte.

 

2. Die Funktionsweise des Zahnschemas

Das Grundprinzip beruht auf der Aufteilung des Gebisses in vier sogenannte Kieferquadranten. DafĂĽr bekommt jeder bleibende Zahn eine zweistellige Zahl zugeordnet. Die erste Ziffer dieser Zahl gibt den jeweiligen Kieferquadranten an:

 

1 = rechter Oberkiefer

2 = linker Oberkiefer

3 = linker Unterkiefer

4 = rechter Unterkiefer

 

Bereits über die erste Ziffer lässt sich die Position der Zähne somit eingrenzen. Hinzu kommt die zweite Ziffer, welche die exakte Position des Zahns innerhalb des Quadranten angibt. Die Zählung beginnt vorne beim ersten Schneidezahn innerhalb des Kieferquadranten, der die Zahl 1 bekommt. Anschließend wird bis nach hinten durchgezählt. Wäre der Weisheitszahn bereits angelegt, bekommt dieser die Zahl 8 zugeordnet. Daraus ergibt sich die folgende Zuteilung für die zweite Ziffer:

 

1 und 2 = Frontzähne

3 = Eckzahn

4 und 5 = Prämolaren (kleinere Backenzähne)

6 und 7 = Molaren (große Backenzähne)

8 = Weisheitszahn

 

Beispiele fĂĽr die Anwendung des FDI-Schemas:

26 = erster Molar im linken Oberkiefer

43 = Eckzahn im rechten Unterkiefer

38 = Weisheitszahn im linken Unterkiefer

 

Durch die Nummern der Zähne ist es möglich, die Kommunikation der an der Behandlung beteiligten Personen so präzise und fehlerfrei wie möglich zu gestalten. Denn keineswegs hat nur der Zahnarzt selbst damit zu tun. Zusätzlich sind die Praxisteams daran beteiligt, welche zum Beispiel die Dokumentation der Befunde übernehmen. Soll an der Stelle eines fehlenden Zahns zum Beispiel ein Implantat eingesetzt werden oder ist eine andere Form des Zahnersatzes gewünscht, sind Dentallabore an der Versorgung beteiligt. Dank des FDI-Schemas wissen die Zahntechniker genau, welcher Zahn versorgt werden muss. Auch die Kommunikation mit den Krankenkassen und Versicherungen basiert auf den Nummern der Zähne und sorgt dafür, dass Behandlungen rasch genehmigt und die Kosten abgedeckt werden können.

 

3. Wann kommen die Zahnnummern zum Einsatz?

Dass die Zähne im Oberkiefer Nummern haben und auch der Unterkiefer durchnummeriert ist, prägt nicht nur die für Patienten hörbaren Unterhaltungen während der Behandlung. Auch die Befunde in der Patientenakte werden nach dem FDI-System verschriftlicht. Ob ein Zahn bereits behandelt wurde, eine Kavität gefüllt ist oder gar ein Zahnverlust vorliegt, wird anhand der Zahnnummer dokumentiert. Sollten weitere Fachärzte beteiligt sein, wie zum Beispiel ein Kieferorthopäde oder ein Oralchirurg, werden wichtige Informationen ebenfalls anhand des Zahnschemas ausgetauscht.

 

Müssen vor der Behandlung Röntgenaufnahmen angefertigt werden, um genau zu bestimmen, um welchen Zahn es sich handelt, kommen die Zahnnummern ebenfalls zum Einsatz. Die Eintragungen sehen Patienten außerdem auf ihrem Heil- und Kostenplan, der zum Beispiel vor der Versorgung mit Zahnersatz einen Überblick bietet.

 

4. Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen

Während Erwachsene bis zu 32 Zähne haben, sind es bei Kindern im Milchgebiss gerade einmal 20 Zähne. Der Beginn des Zahnwechsels, der meist ins sechste Lebensjahr fällt, beginnt beim großen Backenzahn. Deshalb ist auch von den „Sechsjahrmolaren“ die Rede. Dann folgt der Wechsel der Schneidezähne, der gleichzeitig im Ober- und Unterkiefer vonstatten geht. Im Alter von neun bis zwölf Jahren wechseln nun die kleinen Backen- und Eckzähne, anschließend auch die zweiten großen Backenzähne.

 

Obwohl das FDI-Zahnschema großen Wert auf Einheitlichkeit und eine klare Zuteilung legt, werden die Zähne im Milchgebiss anders bezeichnet als die bleibenden Zähne. Zwar ist das Prinzip dasselbe, doch die Einteilung der Quadranten unterscheidet sich. Auf diese Weise kann während der Durchbruchphase der bleibenden Zähne genau zwischen den Resten des Milchgebisses und dem bleibenden Gebiss unterschieden werden.

Anstatt die Ziffern 1 bis 4 fĂĽr die Bezeichnung des Kieferquadranten zu verwenden, wird beim Milchgebiss eine Zahl zwischen 5 und 8 verwendet. Aus Sicht des Patienten ergibt sich dafĂĽr die folgende Reihenfolge:

 

5 = rechter Oberkiefer

6 = linker Oberkiefer

7 = linker Unterkiefer

8 = rechter Unterkiefer

 

Der rechte obere Frontzahn im Milchgebiss wird somit nicht mit der Zahl 11 versehen, sondern bekommt die Zahl 51. Der seitliche Schneidezahn im linken Oberkiefer würde wiederum die Nummer 62 bekommen. Zudem gibt es im Milchgebiss insgesamt nur 20 Zähne, was die Anzahl der möglichen Kombinationen deutlich reduziert. Während beim Erwachsenen die je Quadrant bis zu acht Zähne vorhanden sind, endet die Zahnreihe im Milchgebiss mit der Ziffer 5.

 

5. Weitere KĂĽrzel und Bezeichnungen

In den zahnärztlichen Unterlagen finden sich aber nicht nur Zahlen, sondern auch vereinzelte Buchstabenkürzel. Diese stehen für die jeweiligen Befunde, die dem Zahn zugeordnet werden können. Der Buchstabe "c" steht für kariöse Defekte. Ein kleines „f“ wird verwendet, um einen fehlenden Zahn, also eine Zahnlücke, anzugeben. Die Bezeichnung „14c“ bedeutet somit, dass Karies im rechten Oberkiefer am ersten kleinen Backenzahn festgestellt wurde.

 

Auch lateinische Bezeichnungen finden manchmal Eingang und werden mit einem einzelnen Buchstaben abgekĂĽrzt:

M = Molares (Molaren)

P = Praemolares (Prämolaren)

C = Canini (Eckzähne)

I = Incisivi (Schneide- und Frontzähne)

 

Geplante Behandlungen werden in der Zahnmedizin abgekürzt und nur mit einem Buchstaben vermerkt. Auch dahinter steckt das Ziel, Kommunikation so präzise und klar wie möglich zu machen. Steht zum Beispiel hinter einer Zahnnummer der Buchstabe „K“, so soll dieser Zahn mit einer Krone versorgt werden oder hat diese bereits bekommen. Auch weitere Behandlungen werden nach diesem Muster abgekürzt. In der folgenden Tabelle haben wir die wichtigsten Abkürzungen aufgeführt:

 

BuchstabenkĂĽrzel:Bedeutung:
AAdhäsivbrücke
BBrĂĽckenglied
EZahn, der ersetzt werden muss
HGegossene Halte- und StĂĽtzvorrichtung
MVerblendung aus Metall
OVerbindungsvorrichtung
PKTeilkrone
SImplantatgetragene Suprakonstruktion
TTeleskopkrone

 

6. Anwendung des FDI-Zahnschemas bei Hyperdontie

Zu besonderen Zählungen kommt es, wenn Patienten unter Hyperdontie leiden. Damit wird in der Zahnmedizin das Vorhandensein zu vieler Zähne bezeichnet. Dazu kann es kommen, wenn im Milchgebiss ein bleibender Zahn angelegt ist, der Milchzahn jedoch nicht ausfällt. Dann sprechen Zahnärzte von unechter Hyperdontie. Eine sogenannte echte Hyperdontie liegt vor, wenn aufgrund genetischer Disposition überzählige Zähne vorhanden sind.

Bei diesem Krankheitsbild zeigt sich der Vorteil des FDI-Zahnschemas gegenüber anderen Varianten, wie zum Beispiel der amerikanischen Zählweise. Liegt ein überzähliger Zahn in einem Kieferquadranten vor, kann die zweite Ziffer einfach erweitert werden. So werden zum Beispiel 9 statt der üblichen 8 Zähne in einem Quadranten nummeriert. Selbst komplexe Fehlbildungen können auf diese Weise systematisch und fehlerfrei dokumentiert werden.

 

7. Wichtige Unterscheidung: Das amerikanische Zahnschema

Während das in den 1960er-Jahren entwickelte FDI-Schema in Deutschland etabliert ist, bekommen Zähne in den USA andere Nummern. Um die Zähne und ihre Nummern richtig zuordnen zu können, ist ein Blick auf das seit 1975 in Amerika gebräuchliche System nötig. Anstatt die Kieferquadranten zu nummerieren, arbeitet das amerikanische System mit einer fortlaufenden Nummerierung.

Die Zählung erfolgt aus der Perspektive des Patienten im Uhrzeigersinn und beginnt mit dem rechten oberen Weisheitszahn, der die Zahl 1 bekommt. Anschließend wird über den linken Oberkiefer, den linken Unterkiefer bis zum rechten Unterkiefer gezählt. Der dortige Weisheitszahn trägt somit die Zahl 32. Bei der Entschlüsselung der Bezeichnungen müssen die Ziffern also nicht separat, sondern als Ganzes betrachtet werden. Für die einzelnen Kieferquadranten ergeben sich daraus die folgenden Zahlenbereiche:

 

1 bis 8: Rechter Oberkiefer

9 bis 16: Linker Oberkiefer

17 bis 24: Linker Unterkiefer

25 bis 32: Rechter Unterkiefer

 

Im Übrigen unterscheidet auch das amerikanische System eindeutig zwischen dem Milchgebiss und dem Erwachsenengebiss. Anstelle der oben genannten Zahlen werden dem Milchgebiss Buchstaben zugeordnet. Der erste Milchmolar im Oberkiefer auf der rechten Seite erhält dafür den Buchstaben A. Dann wird wieder über den linken Oberkiefer zum linken Unterkiefer und dann zum rechten Unterkiefer gezählt. Der erste Molar im rechten Unterkiefer erhält dadurch den Buchstaben T, den 20. Buchstaben des Alphabets:

 

A bis E: Rechter Oberkiefer

F bis J: Linker Oberkiefer

K bis O: Linker Unterkiefer

P bis T: Rechter Unterkiefer

 

8. Fazit – Zahnnummern sind gut zu entschlüsseln

Wenn Sie beim nächsten Kontrolltermin wieder Zahlenkombinationen hören, können Sie deren Bedeutung leicht entschlüsseln. Mit dem Wissen über die Bedeutung der beiden Ziffern, die Zuordnung der Quadranten und die Zählung bis nach hinten zu den Weisheitszähnen, können Sie ganz leicht selbst im Bilde bleiben. Das hilft Ihnen auch dann, wenn ein Heil- und Kostenplan für die nächste Behandlung vorliegt, über den Sie sich informieren möchten. Wie Sie mithilfe des Plans eine Zweitmeinung einholen und dadurch zum Beispiel bei der Suche nach passendem Zahnersatz viel Geld sparen können, zeigen wir Ihnen ebenfalls auf unserer Seite.

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