Lokalanästhesie beim Zahnarzt – schmerzfrei dank örtlicher Betäubung

Bei diversen zahnärztlichen Behandlungen soll zuvor die Schmerzempfindung ausgeschaltet werden – mithilfe einer örtlichen Betäubung. Die Vorteile reichen bis hin zu einem reduzierten Angstgefühl. Wie diese Lokalanästhesie funktioniert, wann sie eingesetzt wird und wie lange sie wirkt, sehen wir uns in diesem Artikel an.

Die Spritze schaltet den Schmerz nach wenigen Augenblicken aus

1. Die verschiedenen Arten der lokalen Betäubung

Zahnärzte unterscheiden zwischen drei verschiedenen Arten der örtlichen Betäubung, die bei Behandlungen zum Einsatz kommen können. Neben der Leitungsanästhesie sind dies die Infiltrationsanästhesie und die Oberflächenanästhesie. Wie dabei vorgegangen wird, zeigen wir im Folgenden.

 

1.1. Leitungsanästhesie

Die Leitungsanästhesie kommt zumeist im Unterkiefer zum Einsatz. Insbesondere im Seitenzahnbereich wäre eine Infiltrationsanästhesie ungeeignet, da das Anästhetikum aufgrund des kompakten Knochens nicht bis zu den Nerven vordringen könnte. Das Lokalanästhetikum wird in der Nähe eines Nervs injiziert, sodass es sich rasch ausbreiten und das gesamte Areal betäuben kann.

Die Leitungsanästhesie hat den Vorteil, dass sie für eine lang anhaltende Betäubung des Bereichs von bis zu vier Stunden sorgt. Gleichzeitig kann auf eine Vollnarkose verzichtet werden. Für den Zahnarzt kann die Methode jedoch trotz ihres häufigen Einsatzes Schwierigkeiten bereithalten. Er muss die Spritze einführen, ohne das Zielgebiet genau zu sehen. Der Moment des Einstichs kann für Patienten kurzfristig sehr unangenehm sein. Trifft die Kanüle auf einen Nerv, kann ein kurzer, blitzartiger Schmerzreiz entstehen.

 

1.2. Infiltrationsanästhesie

Die Infiltrationsanästhesie kommt vor allem im Oberkiefer zum Einsatz und eignet sich zur Schmerzausschaltung an einzelnen Zähnen. Das Anästhetikum wird zu diesem Zweck in das Zahnfleisch des zu behandelnden Bereichs injiziert. Der Wirkstoff breitet sich dann durch das Gewebe hinweg aus und „infiltriert“ dieses. Die Wirkungsdauer liegt zwischen 30 Minuten und bis zu zwei Stunden.

 

1.3. Intraligamentäre Anästhesie

Die intraligamentäre Anästhesie kommt meist dann zum Einsatz, wenn sich Eingriffe auf einen einzelnen Zahn beschränken. Sie kann auch als zusätzliche Betäubung eingesetzt werden, wenn eine andere Form nicht ausreicht, um die Schmerzen vollständig auszuschalten. Zum Einsatz kommt dafür eine Spritze mit einer sehr dünnen Nadel. Sie ermöglicht es, das Anästhetikum in den kleinen Spalt zwischen Zahn und Kieferknochen zu spritzen.

 

1.4. Oberflächenanästhesie

Die häufigste Variante der Lokalanästhesie ist die Oberflächenanästhesie. Wie schon an der Bezeichnung zu erkennen ist, bleibt die Wirkung dieser Variante auf die Oberfläche beschränkt. Dafür kommt ein Gel oder Spray zum Einsatz, das auf die Schleimhaut aufgetragen wird. Die Oberflächenanästhesie allein würde nicht ausreichen, um die Behandlung schmerzfrei zu gestalten. Sie dient lediglich dazu, die Schmerzen der nachfolgenden Infiltrations- bzw. Leitungsanästhesie zu reduzieren. Dadurch lässt sich insbesondere der Einstichschmerz deutlich lindern. Bei Angstpatienten und Kindern ist diese Spielart der Anästhesie besonders beliebt.

 

2. Wie lange wirkt die Lokalanästhesie beim Zahnarzt?

Art der BetäubungEinsatzgebietWirkungsdauer
OberflächenanästhesieBetäubung vor der eigentlichen AnästhesieWenige Minuten
InfiltrationsanästhesieVor allem Oberkiefer30 Minuten bis zwei Stunden
LeitungsanästhesieVorwiegend Seitenzahnbereich im UnterkieferEin bis vier Stunden

 

Unmittelbar nach der Behandlung spüren die meisten Patienten noch ein Taubheitsgefühl, das erst allmählich wieder verschwindet. So lange sind auch das normale Empfinden und die anderen Mundfunktionen eingeschränkt. So ist die Frage, wann die Wirkung wieder abklingt, nur zu gut verständlich. Bei einer Infiltrationsanästhesie sollte das Gefühl nach rund zwei Stunden wieder schrittweise zurückkehren. Nach einer Leitungsanästhesie ist es nicht ungewöhnlich, dass dies erst nach vier bis sechs Stunden der Fall ist. Sollte das Taubheitsgefühl auch am nächsten Tag noch vorhanden sein, setzen Sie sich besser mit Ihrem Zahnarzt in Verbindung. In dem Fall ist es möglich, dass eine Schädigung der Nerven aufgetreten ist.

 

3. Wie wirkt die Lokalanästhesie beim Zahnarzt?

Die Wirkung des Anästhetikums setzt da an, wo Schmerzen normalerweise entstehen. Wichtig dafür sind die drei Bestandteile: Rezeptoren, Nervenbahnen und unser Gehirn. Erfahren die Rezeptoren eine Reizung, senden sie ein Schmerzsignal an das Gehirn, welches durch die Nervenbahnen geleitet wird. Das geschieht zum Beispiel bei einem kalten Reiz, wenn unsere Zähne mit kaltem Eis in Berührung kommen. Auch bei einem mechanischen Reiz, wie dem Bohren an einem Zahn, wird ein Schmerzsignal ausgesendet. Unser Gehirn nimmt dieses Signal auf und lässt uns Schmerzen verspüren. Der eigentliche Nutzen der Schmerzen liegt in ihrer Schutzfunktion: Wir bemerken, dass wir einer gesundheitlichen Gefahr ausgesetzt sind und können entsprechend reagieren.

Kommt die Lokalanästhesie ins Spiel, so ändert sich dieses Schema der Schmerzweiterleitung. Der Wirkstoff setzt an den Nervenbahnen an und verhindert, dass weiterhin Schmerzsignale an das Gehirn gesendet werden. Obwohl die Rezeptoren diese Reize während der Behandlung wahrnehmen, entstehen somit keine Schmerzen. Solange die Reizleitung vollständig unterbrochen ist, ist die schmerzfreie Behandlung möglich. Kehrt nach der Behandlung langsam das GefĂĽhl in den behandelten Bereichen zurĂĽck, bedeutet dies, dass Signale nun wieder weitergeleitet werden können. 

Nach demselben Muster kann die Lokalanästhesie beim Zahnarzt in ganz unterschiedlichen Bereichen zur Betäubung eingesetzt werden. Die Schmerzausschaltung funktioniert bei:

 

  • Zähnen
  • Kiefer
  • Zahnfleisch
  • Lippen
  • Wangen
  • Zunge
  • Mundboden

 

4. Lokalanästhesie Zahnarzt Nebenwirkungen – welche sind möglich?

Im Rahmen einer Lokalanästhesie können verschiedene Nebenwirkungen oder Unverträglichkeiten auftreten, über die Patienten im Vorfeld informiert sein müssen. Insgesamt sind diese jedoch sehr selten. Wesentlich sind die folgenden drei Risiken:

 

  • Ausfälle der Mundpartie: Aufgrund der Betäubung kann es zu einer eingeschränkten Beweglichkeit des Mundes kommen.
  • Eingeschränkte VerkehrstĂĽchtigkeit: Im Anschluss an die Behandlung können die Reaktions- und Konzentrationsfähigkeiten vorĂĽbergehend eingeschränkt sein. Aus SicherheitsgrĂĽnden ist es deshalb ratsam, nicht selbst mit dem Auto von der Praxis nach Hause zu fahren, wenn ein Eingriff durchgefĂĽhrt wurde.
  • Nervenschädigung: Nur sehr selten kommt es durch eine Lokalanästhesie zur Schädigung eines Nervs. Meist handelt es sich hierbei um einen vorĂĽbergehenden Effekt.

 

Hinzu kommen einige lokale Komplikationen, die jedoch nach kurzer Zeit wieder abklingen. Dazu zählen eine schmerzende Einstichstelle oder die leichte Verletzung von Blutgefäßen. Nicht auszuschließen sind Eigenverletzungen in den anästhesierten Bereiche, die vor allem nach einer Leitungsanästhesie auftreten können. Aufgrund des Taubheitsgefühls kann zum Beispiel auf die Wange oder Lippe gebissen werden. Deshalb sollte erst wieder gegessen werden, wenn die Wirkung der Anästhesie vollständig abgeklungen ist.

Je nach individueller Disposition können zudem allergische Reaktionen bis hin zu einem anaphylaktischen Schock durch den Wirkstoff und die in der Anästhesielösung befindlichen Konservierungsstoffe ausgelöst werden. Typische Symptome einer allergischen Reaktion sind Rötungen, Ausschläge, Juckreiz, eine Schwellung der Lippen, Übelkeit und Herzrasen. Vor größeren Eingriffen wird Sie Ihr Zahnarzt jedoch umfassend über mögliche Nebenwirkungen der Lokalanästhesie informieren und Ihnen die Möglichkeit geben, sich mit Fragen an ihn zu wenden.

 

5. Alternativen zur Lokalanästhesie

Aufgrund der Schmerzen, die durch die Spritze mit dem Anästhetikum ausgelöst werden können, entsteht bei vielen Patienten der Wunsch nach einer Alternative. Vor allem Angstpatienten sind durch eine Allgemeinanästhesie leichter dazu in der Lage, die Behandlung hinter sich zu bringen. Zu den typischen Zielgruppen zählen beispielsweise:

 

  • Kinder
  • Patientinnen und Patienten vor schwerwiegenden Eingriffen
  • Patientinnen und Patienten mit Behinderungen
  • Angstpatienten

 

Patienten, die sich für eine Sedierung entscheiden, befinden sich während der Behandlung in einem Zustand tiefer Entspannung. Gerne gewählt wird diese Alternative zum Beispiel beim Entfernen der Weisheitszähne. Zwar sind sie weiterhin ansprechbar, von der Behandlung merken sie jedoch sehr wenig. Der Vorteil gegenüber der Vollnarkose ist, dass der Patient trotzdem mit dem Zahnarzt kooperieren kann und in diesem Fall keine künstliche Beatmung erforderlich ist.

Die kostspielige Alternative dazu ist die Vollnarkose. Dafür ist neben dem Zahnarzt und seinem Team auch ein Facharzt für Anästhesie anwesend. Dieser leitet die Narkose ein und überwacht während der Behandlung alle Körperfunktionen. Im Vergleich zur Sedierung wird durch die Vollnarkose eine längere Ruhephase von zwei bis drei Stunden notwendig. Erst im Anschluss können sich Patienten abholen lassen.

Die Kosten für beide Alternativen zur Lokalanästhesie müssen selbst getragen werden, da sie nicht Teil der Kassenleistung sind. Besonders hoch sind die Kosten bei einer Vollnarkose, die mit bis zu 300 Euro pro Stunde abgerechnet wird.

 

6. Lokalanästhesie in der Schwangerschaft

Fällt die Zahnbehandlung in die Zeit der Schwangerschaft, müssen Sie dies dem Zahnarzt in jedem Fall mitteilen. Auf diese Weise kann darauf Rücksicht genommen werden, wo es nötig sein sollte. Neben Lidocain und Bupivacain gilt vor allem der Wirkstoff Articain als sehr sicher. Dieser besitzt eine hohe Proteinbindung, was dafür sorgt, dass der Fötus damit so wenig wie möglich in Kontakt kommt.

Adrenalin sollte bei der Lokalanästhesie in der Schwangerschaft so wenig wie möglich zum Einsatz kommen. Denn bei einer systematischen Aufnahme besteht das Risiko, dass Kontraktionen des Uterus ausgelöst werden. Zahnärzte wägen deshalb im Vorfeld Nutzen und Risiken ab, bevor sie sich für eine bestimmte Form der Betäubung entscheiden.

 

7. Was ist zu tun, wenn die Lokalanästhesie nicht wirkt?

In sehr seltenen Fällen kann es vorkommen, dass die Lokalanästhesie beim Zahnarzt nicht wie gewünscht funktioniert. Es könnte sich einerseits um einen Behandlungsfehler handeln, wenn die Spritze des Zahnarztes nicht die richtige Stelle erreicht. Alternativ kann eine starke Entzündung des Zahnfleischs dafür verantwortlich sein. Denn durch den veränderten Säuregehalt im Gewebe erreicht das Betäubungsmittel die Nervenbahnen schlechter.

Wichtig ist, dass Sie dem Zahnarzt umgehend signalisieren, falls Sie wider Erwarten noch Schmerzen spüren. Dieser kann die Injektion dann wahlweise an einer anderen Stelle wiederholen oder die Dosierung anpassen. Reicht das noch nicht aus, um schmerzfrei behandeln zu können, kommt noch eine zweite Betäubungsmethode zum Einsatz. Grundsätzlich treten diese Schwierigkeiten nur in sehr seltenen Fällen auf und lassen sich leicht beheben.

 

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