Was bedeuten die in der Zahnarztpraxis geäußerten Nummern? Wir klären über das FDI-Schema auf und geben Ihnen die Möglichkeit, den nächsten Heil- und Kostenplan selbst zu prüfen.
Interimsprothese – Preise, Behandlung und Alternativen
Unmittelbar nach einem Zahnverlust kommt häufig eine Interimsprothese aus Kunststoff zum Einsatz. Sie dient der Überbrückung bis zum Einsatz des finalen Zahnersatzes. Ziel ist der Erhalt der Kaufunktion in Kombination mit einem ästhetischen Erscheinungsbild. Wie die Behandlung abläuft, mit welchen Interimsprothesen Kosten Sie rechnen müssen und welche Alternativen zur Verfügung stehen, zeigen wir hier.
            1. Was ist eine Interimsprothese?
Bei der Interimsprothese handelt es sich um eine aus Kunststoff gefertigte Form des herausnehmbaren Zahnersatzes. Sie ist für die begrenzte Zeit der Wundheilungsphase gedacht, die von der Zahnextraktion bis hin zur Anfertigung des definitiven Zahnersatzes reicht.
Eine solche Übergangsprothese wird aus Polymethylacrylat (PMMA) gefertigt. Dieser zahntechnische Kunststoff lässt sich leicht verarbeiten und bietet die für die Übergangsversorgung nötige Stabilität. An den Seiten verfügt die Prothese über Klammern aus Metall, mit denen sie an den umliegenden Zähnen befestigt wird. Häufig ist deshalb auch von einer sogenannten Klammerprothese die Rede. Geeignet ist sie also nur dann, wenn noch Restzähne vorhanden sind, an denen die Befestigung möglich ist. Ist das nicht der Fall, kommt stattdessen eine Immediatprothese zum Einsatz. Sie ermöglicht es, alle Zähne im zahnlosen Kiefer zu ersetzen.
2. Wann ist eine Interimsprothese sinnvoll?
Die Interimsprothese kommt meist dann zum Einsatz, wenn kürzlich ein Zahnverlust stattgefunden hat. Dieser kann Folge eines Unfalls oder eines chirurgischen Eingriffs sein. Anschließend setzt nicht nur die Regeneration der Weichgewebe ein, die deutlich sichtbar ist. Auch das knöcherne Zahnfach, in dem sich der extrahierte Zahn bisher befand, die sogenannte Alveole, bildet sich um. Dadurch verändert der Kieferkamm in den Wochen nach dem Zahnverlust seine Form. Bis dieser Prozess abgeschlossen ist, kann noch kein definitiver Zahnersatz geschaffen werden. Zu groß wäre das Risiko, dass dieser anschließend nicht mehr zur veränderten Form des Kiefers passt.
Unterdessen wird die Interimsprothese genutzt, um den Zeitraum bis zur Versorgung mit definitivem Zahnersatz zu überbrücken. Meist betrifft dies die ersten zwei Monate nach dem Zahnverlust. Aufgrund verschiedener Merkmale der Prothese wäre es auch gar nicht möglich, sie über einen längeren Zeitraum zu verwenden. Getragen wird der vorübergehende Zahnersatz nur auf der Schleimhaut bzw. dem Zahnfleisch. Da sich die Belastung des Knochens dadurch verändert, bildet sich der Kieferknochen langsam zurück. Zudem können die Zahnhälse der Restzähne, an denen die Klammern festgemacht werden, auf Dauer in Mitleidenschaft gezogen werden. Aus diesen Gründen ist es wichtig, die vorgegebene Nutzungsdauer der Interimsprothese nicht zu überschreiten. Eine Interimsprothese darf also nicht dauerhaft getragen werden.
3. Die Vor- und Nachteile des Zahnersatzes
Bei der Versorgung mit Zahnersatz hat die Interimsprothese ihre feste Rolle, obwohl sie nicht frei von Nachteilen ist. Zu den Vorteilen zählen vor allem die folgenden Punkte:
- Wiederherstellung der Kaufunktion: Nach Zahnverlust sind Patienten dank der Prothese dazu in der Lage, sofort wieder normal zu kauen.
 - Wiederherstellung der Ästhetik: Eine durch Zahnextraktion entstandene Lücke lässt sich mithilfe der Prothese kaschieren.
 - Verhinderung von Fehlstellungen: Bei einer offenen Zahnlücke besteht das Risiko, dass der Antagonist hineinwächst oder die Nachbarzähne hineinkippen. Die Interimsprothese kann dies verhindern.
 - Normalisierung des Bisses: Der Abstand zwischen Ober- und Unterkiefer wird nach dem Zahnverlust wieder normalisiert.
 - Verhinderung von Schwellungen: Übermäßige Schwellungen nach der Zahnextraktion können durch die Interimsprothese verhindert werden.
 
Neben diesen Vorteilen ist zu erwähnen, dass sich die Klammern von Interimsprothesen einfach verbiegen können. Dadurch ist der Tragekomfort durchaus eingeschränkt. Die Passform verändert sich in diesem Zuge, sodass unangenehme Druckstellen entstehen können. Häufig wackelt die Übergangsversorgung außerdem nach einiger Zeit. Dies hängt mit der sich verändernden Form des Kieferknochens nach der Zahnextraktion zusammen und ist kaum zu verhindern.
Zudem verteilen sich die Kaukräfte nicht optimal auf das gesamte Kausystem. Je länger die Interimsprothese getragen wird, desto höher ist deshalb die Gefahr des Knochenabbaus. Wird später ein Implantat als fester Zahnersatz gewünscht, bietet der Kieferknochen womöglich nicht mehr die dafür notwendige Stabilität. Dann kann ein Knochenaufbau erforderlich sein, um die Implantation durchführen zu können.
4. Die Versorgung Schritt für Schritt erklärt
Für viele Patienten ist die Versorgung mit Zahnersatz neu und mit vielen Fragezeichen verbunden. Nicht erst beim definitiven Zahnersatz, sondern bereits bei der Interimsprothese, ist ein festes Vorgehen wichtig. Normalerweise folgt es diesem Muster:
- Abdrucknahme: Noch vor der Zahnextraktion werden Abdrücke von Ober- bzw. Unterkiefer angefertigt. Diese übergibt der Zahnarzt dem Labor, welches für die zu entfernenden Zähne und die späteren Positionen der Klammern mit der Anfertigung der Prothese beginnt.
 - Zahnextraktion: Kranke Zähne, die nicht mehr erhaltungswürdig sind, werden entfernt, sobald die Interimsprothese im Labor angefertigt wurde und dem Zahnarzt vorliegt.
 - Eingliederung: Noch am Tag der Zahnextraktion kann der vorübergehende Zahnersatz eingegliedert werden. So ist die entstandene Zahnlücke nicht sichtbar.
 - Nachsorge: Einige Tage später wird die Passform der Prothese erneut geprüft. Zudem sieht der Zahnarzt nach, wie die Heilung der Wunde voranschreitet.
 - Definitiver Zahnersatz: Während des Tragens der Interimsprothese kann bestimmt werden, welche dauerhafte Form des Zahnersatzes gewünscht wird. Je nach Situation und Patientenwunsch stehen zum Beispiel Zahnbrücken oder Implantate zur Auswahl.
 
5. Interimsprothese vs. Langzeitprovisorium
Sowohl die Interimsprothese als auch das Langzeitprovisorium sind als Zahnersatz zur Übergangsversorgung gedacht. Der wesentliche Unterschied liegt in der geplanten Einsatzzeit. Bei aufwändigeren Behandlungen, wie zum Beispiel einer umfassenden Zahnerneuerung, kann es notwendig sein, die Übergangsversorgung länger als nur sechs bis acht Wochen zu tragen. Ist von Anfang an klar, dass der Zahnersatz über einen solchen Zeitraum getragen werden muss, wird ein sogenanntes Langzeitprovisorium gefertigt. Dieses besteht aus hochwertigerem Kunststoff und bietet einen höheren Tragekomfort als normale Interimsprothesen. Dadurch kann über maximal sechs Monate getragen werden, ehe die Versorgung mit definitivem Zahnersatz ansteht.
6. Interimsprothesen Preise – welche Kosten fallen an?
Die Kosten einer Interimsprothese sind aufgrund des vergleichsweise einfachen Materials und der Verarbeitung vergleichsweise günstig. Für wenige hundert Euro ist die Versorgung mit dem vorübergehenden Zahnersatz möglich. Die meisten Exemplare bewegen sich zwischen 400 und 800 Euro. Die wichtigsten Kostenfaktoren sind:
- Honorar des Zahnarztes
 - Umfang der Zahnlücke
 - Sonderwünsche des Patienten
 
Kassenpatienten können dafür den Festzuschuss der Krankenkasse einplanen. Sind jedoch höherwertige Alternativen gewünscht, wie zum Beispiel ein Langzeitprovisorium, müssen die Kosten selbst getragen werden.
7. Festzuschuss bei Interimsprothesen
Bevor mit der Behandlung begonnen werden kann, muss bei der gesetzlichen Krankenkasse der Heil- und Kostenplan vorgelegt werden. Erst wenn dieser genehmigt ist, zahlt die Krankenkasse sicher einen Festzuschuss für die Versorgung. Normalerweise wird der Festzuschuss über 60% der Kosten der Regelversorgung bezahlt. Mit einem gut geführten Bonusheft haben Sie die Möglichkeit, diesen zu erhöhen und damit Geld zu sparen. Sind über mindestens fünf Jahre jährliche Vorsorgeuntersuchungen dort dokumentiert, steigt der Festzuschuss auf 70% an. Reicht die Dokumentation über mindestens zehn Jahre, so sind 75% der Kosten der Regelversorgung abgedeckt.
Wie hoch der Beitrag der Krankenkasse für die Interimsprothese in absoluten Zahlen ist, hängt davon ab, wie viele Zähne mithilfe der Prothese ersetzt werden müssen. Der folgenden Tabelle können Sie entnehmen, welche Beträge die Krankenkasse zahlt.
| Befundklasse | Ersetzungsbereich | Festzuschuss (60 %) | 
|---|---|---|
| 5.1 | bis zu 4 fehlende Zähne | 185,73 € | 
| 5.2 | 5 bis 8 fehlende Zähne | 256,48 € | 
| 5.3 | mehr als 8 fehlende Zähne | 333,74 € | 
| 5.4 | zahnloser Ober- oder Unterkiefer | 458,57 € | 
Darüber hinaus können Sie durch den Vergleich verschiedener Angebote viel Geld sparen. Das gilt besonders für die anschließende Versorgung mit definitivem Zahnersatz, wie zum Beispiel einem Implantat. Auf unserer Seite besteht die Möglichkeit, auf Basis des Heil- und Kostenplans mehrere Angebote einzuholen. Anschließend können Sie sich für Ihren Wunschzahnarzt entscheiden und dabei viel Geld sparen.
8. Diese Alternativen gibt es
Aufgrund der oben genannten Nachteile steht die einfache Interimsprothese bei vielen Menschen nicht hoch in der Gunst. Da sie nur für einen kurzen Zeitraum getragen wird, können sich manche damit arrangieren. Sind jedoch Alternativen gewünscht, eignet sich zum Beispiel eine hochwertigere Alternative aus Valplast. Hierbei handelt es sich um einen flexiblen und bruchstabilen Nylon-Kunststoff, der ästhetisch durchaus ansprechend ist. Eine solche Prothese kommt ohne metallische Klammern aus, die dem Betrachter meist sofort ins Auge fallen. Stattdessen sind zahnfleischfarbene Halteelemente vorhanden, die eine bessere Ästhetik bieten. Der große Nachteil ist, dass Reparaturen bei Prothesen aus Valplast nicht möglich sind und bei Defekten deshalb eine neue Prothese erforderlich wird. Zudem müssen die Mehrkosten im Vergleich zur herkömmlichen Interimsprothese selbst getragen werden.
Die zweite Alternative stellt das hochwertigere Langzeitprovisorium dar. Dieses ist für eine Tragedauer von drei bis sechs Monaten gefertigt und bietet eine höhere Stabilität. Medizinisch notwendig ist sein Einsatz nur dann, wenn eine längere Ausheilzeit notwendig ist, zum Beispiel nach einem Knochenaufbau. Kommt es auf Wunsch des Patienten zum Einsatz, so müssen die entstehenden Mehrkosten selbst getragen werden.
9. Die Interimsprothese richtig reinigen
Manche Patienten vernachlässigen die Pflege ihrer Interimsprothese, da sie ohnehin eine andere Form des Zahnersatzes anstreben. Das kann nicht nur der Prothese schaden, sondern auch der allgemeinen Mundhygiene. Denn insbesondere in den Nischen des Zahnersatzes finden Plaque-Bakterien optimale Bedingungen. Die richtige Pflege ist entscheidend, um Infektionen und den damit verbundenen Zahnerkrankungen vorzubeugen.
Spülen Sie deshalb ihre Prothese nach Mahlzeiten unter fließendem Wasser ab. Mindestens einmal täglich sollten Sie die Prothese außerdem mit einer Zahnbürste oder einer speziellen Prothesenbürste und etwas Reinigungslösung reinigen. Dafür sollte keine Zahnpasta verwendet werden, da die darin enthaltenen Schleifkörper die Oberfläche der Prothese zerkratzen können. Besondere Sorgfalt hat auch bei der Reinigung des Zahnfleischs Vorrang. Dafür können Sie eine weiche Zahnbürste und flouridhaltige Zahnpasta verwenden.
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